Rede zum Volkstrauertag 2023

„Volkstrauertag! Der erste deutsche Volkstrauertag soll in erster Linie dem Ehrengedenken unserer im Weltkriege gefallenen Väter, Brüder und Söhne gewidmet sein.“ (Aus der Celleschen Zeitung von 1926)

 

Mütter, Schwestern, Töchter:

Opfer von Entscheidungen, an denen sie nie beteiligt wurden – weltweit!

Mein Name ist Barbara Peters, ich bin die derzeit amtierende Präsidentin von Soroptimist International Club Lauterbach-Vogelsberg. Soroptimist International setzt sich für die Rechte von Frauen und Mädchen weltweit ein.

Mütter, Schwestern und Töchter werden auf Friedhöfen nicht als Kriegsopfer erwähnt, ihre Namen sind nicht auf Gefallenen-Denkmalen eingemeißelt, weil sie nicht auf einem Schlachtfeld ihr Leben ließen.

Wie viele sind aber nicht nur durch Bombenangriffe getötet, sondern auch an den Folgen einer Vertreibung, einer Demütigung oder einer Vergewaltigung gestorben?

Leben sie noch, so schweigen sie bis heute, weil sie sich schämen. Und ihr Trauma sickert durch von Generation zu Generation.

Die Thematik der systematischen sexualisierten Gewalt als Teil der Kriegsstrategie wurde erst Ende des letzten Jahrtausends öffentlich wahrgenommen. Unter anderen mahnte Monika Hauser, Gründerin von medica mondiale, dass die Betroffenen weder Anerkennung noch Entschädigung erhalten. Mittlerweile ist klar, dass diese Form der Gewalt gezielt der Einschüchterung, Demütigung und Vertreibung von Opfern dient.

Im Jahr 2022 hat sich die Zahl der in Kriegen und Konflikten getöteten Menschen verglichen mit dem Vorjahr fast verdoppelt. Rund 238.000 Menschen wurden bei militärischen Konflikten getötet. Das ist ein Anstieg von 97 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es wurden insgesamt 82 Konflikte gezählt und bewaffnete Gewalt dauert in über 100 Situationen weltweit mit anhaltender Zerstörung und anhaltendem Leid an.

Bewaffnete Konflikte haben indirekte negative Auswirkungen auf Lebensgrundlagen, Infrastruktur, öffentliche Gesundheit, Sozialfürsorge und die Landwirtschaft.

 

Die UN-Repräsentantin für SI, Liliane Mosca, schreibt:

"Bewaffnete Konflikte… beeinträchtigen direkt und indirekt die Rechte von Frauen und Mädchen. In Konfliktzeiten sind Frauen und Mädchen in zunehmendem Maße von Vergewaltigung, Zwangsheirat, Zwangsbefruchtung, Zwangsabtreibung, Folter, Menschenhandel, sexueller Sklaverei und sexuell übertragbaren Krankheiten …betroffen. Frauen und Mädchen sind auch Opfer von Völkermord und werden als Arbeitskräfte versklavt. Die Situation wird durch die eingeschränkte Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen und Entscheidungsprozessen in der Nachkriegsphase noch verschärft.“

Wir Soroptimistinnen vom Club Lauterbach-Vogelsberg haben in diesem Jahr den Löwen mit Dreiecktüchern umhüllt und ihn nicht nur in ein Friedensdenkmal auf Zeit umgewandelt.

In diesem Jahr war dies auch im Besonderen ein Zeichen für Hoffnung, denn die bemalten Dreiecktücher symbolisierten Hilfe und Heilung, standen aber zum 60 jährigen Jubiläum des Elysée Vertrages auch für die verbindende Wirkung der wechselseitigen Anstrengung zweier Nationen, aufeinander zuzugehen und eine sogenannte "Erbfeindschaft" nach drei schlimmen Kriegen zu überwinden.

 

Versöhnung ist möglich!

 

Über 100 Millionen Menschen waren Ende des Jahres 2022 weltweit auf der Flucht. Die Hälfte davon sind Frauen und Mädchen, die neben Fluchtgründen der Männer und Jungen zudem vor geschlechterspezifische Gewalt fliehen und häufiger von sexueller Gewalt betroffen sind. Auch auf der Flucht und selbst in Flüchtlingslagern sind Frauen häufig Opfer sexueller Gewalt.

Sexualisierte Gewalt als Fluchtgrund muss ernst genommen und auch als Asylgrund anerkannt werden. Besonders für Frauen und Mädchen müssen sichere Fluchtwege geschaffen werden.

 

Hilfe ist möglich!

 

Mirjana Spoljaric, die erste weibliche Präsidentin des internationalen Kommitees des Roten Kreuzes, seit seiner Gründung vor 160 Jahren, postulierte:

„Keine Menschlichkeit, Würde und Frieden, solange das humanitäre Völkerrecht nicht für alle Geschlechter geachtet wird"

Konflikte verleugnen die Menschlichkeit.

Konflikte kehren hart erkämpfte Fortschritte in der gesellschaftlichen Entwicklung um, auch die Gleichstellung der Geschlechter. Sie wird in Konflikten besonders untergraben.

Menschlichkeit, Würde und Frieden kann es nur geben, wenn diese für Menschen jeden Geschlechts gewahrt werden, wenn alle Menschen gleichermaßen respektiert werden, keinen körperlichen und geistigen Schaden erfahren und vollen Zugang zu wirtschaftlichen Möglichkeiten haben. Nicht ohne Grund nimmt Gewalt dort zu, wo Rechte für Frauen und Mädchen beschränkt werden.

Anders formuliert:

Die Gleichstellung der Geschlechter ist eine Voraussetzung für Frieden und Sicherheit und ein Zeichen für Demokratie, Miteinander und Toleranz.

 

Frieden ist möglich!

 

„Krisen müssen als gesamtgesellschaftliche Herausforderung bewältigt werden und es ist hilfreich, wenn sich die Zivilgesellschaft einbringen und mithelfen kann.“ hält Stefan Kroll fest, Leiter der Wissenschaftskommunikation am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.

Wir Soroptimistinnen engagieren uns in diesem Sinn und unterstreichen die Worte unserer Soroptimist International Europa Präsidentin Carolien Demey:

„Wenn der Wiederaufbau des zerstörten Kriegsgebiets beginnt, werden wir da sein.

Wenn die Bildung wiederhergestellt wird, werden wir da sein.

Wenn Friedensgespräche geführt werden und Vereinbarungen getroffen werden, müssen Frauen einen Sitz am Tisch haben.“

 

Versöhnung ist möglich!

Hilfe ist möglich!

Frieden ist möglich!

 

Nie wieder Krieg!

»Nie wieder Krieg!«  -  Mitmach-Kunst-Aktion des Service-Clubs
Soroptimist International Lauterbach-Vogelsberg e.V.

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